Neu im Job? So machen Sie alles richtig!
Die ersten sechs Monate im neuen Job können darüber entscheiden, wie es mit Ihrer Karriere im Unternehmen weitergeht. Damit ist nicht das Überleben der Probezeit gemeint, sondern vielmehr, ob Sie es schaffen, sich in dieser Zeit einen Namen zu machen und ein brauchbares Netzwerk aufzubauen. Wer nach mehr als einem halben Jahr von Entscheidungsträgern oder wichtigen Fachkollegen immer noch gefragt wird: „Und wer sind Sie?“- hat etwas falsch gemacht. Es kommt darauf an, seine Kompetenz von Anfang an zu beweisen und im gesamten Zusammenspiel der technischen Entwicklung in Erscheinung zu treten.
von Yasmine Limberger
Als Mitarbeiter sind Sie in großen Unternehmen vielleicht ein kleines Rädchen im großen Mahlwerk, aber verstehen Sie sich besser Schnittstelle zwischen unternehmensentscheidenden Prozessen (Management) sowie interner und externer Service Dienste. Sicher haben Sie Kontakt sowohl zu fachlichen Experten, zu Projektleitern sowie zu ausgelagerten Service Abteilungen oder Dienstleistern . Wer am Anfang seiner Karriere steht oder gerade den Job gewechselt hat, sollte dabei folgende Punkte berücksichtigen, um sich als „Neuling“ schnell ins Team zu integrieren und profilieren zu können:
1. Bauen Sie sich ein Netzwerk auf:
Um sich einen Überblick über die Zusammenhänge im Unternehmen zu verschaffen, sollten Sie sich in der Anfangsphase einen Mentor im Kollegenkreis suchen, der schon länger dabei ist und Sie mit anderen wichtigen Entscheidungsträgern im Betrieb und ausserhalb bekannt machen kann. Der Aufbau von Kontakten ist also eine zentrale Aufgabe, um die Sie sich vom ersten Tag an neben der Einarbeitung in Ihre fachliche Rolle kümmern sollten.
2. Werden Sie Teil des Teams:
Unter kommunikativen Kollegen ist das Eis schnell gebrochen und beim Fachsimpeln und Austausch über aktuelle Trends und Studien lernt man die neuen Kollegen eigentlich ganz von allein kennen. Dabei entscheidet aber oft auch pure Sympathie darüber, ob man mit dem einen oder anderen Kollegen gut auskommt. Als Neuer wird man häufig zuerst einmal von den anderen Kollegen genauer unter die Lupe genommen. Wie verhält man sich in Diskussionen? Wie interessiert ist der Neue an den betrieblichen Abläufen und Problemen? In welchem Fachgebiet hat er sich spezialisiert? Wie engagiert und hilfsbereit ist der neue Kollege? Wo kommt er her? Was hat er vorher gemacht? All diese Fragen und noch vieles mehr, wollen die Kollegen wissen, um sich ein Bild zu machen. Aber wieviel soll man von sich preisgeben? Müssen die Kollegen gleich alles wissen, um Vertrauen aufzubauen? Welche Dinge sind für die Zusammenarbeit relevant und was gehört zur Privatsphäre?
Pauschal lassen sich diese Aspekte nicht beantworten, aber letztlich sollte man als neuer Kollege im Team den Aufbau von Vertrauen und eines guten Teamworks mit Sensibilität und Respekt angehen. Der Rest ergibt sich (fast) von allein (siehe Punkt 6).
3. Akzeptieren Sie Überstunden:
In der täglichen Zusammenarbeit geht es zunächst darum, sein Fachwissen effektiv zum Einsatz zu bringen, Engagement und Teamgeist zu zeigen und gerade in der Anfangszeit nicht auf die Uhr zu schauen. Überstunden sind zu Beginn ganz normal. Schließlich fehlt Ihnen die Routine in der neuen Rolle und Sie müssen auch Zeit investieren, sich in die Systeme, Tools und Prozesse einzuarbeiten und -wie erwähnt- Ihr Netzwerk strukturiert aufzubauen.
4. Wer schreibt, der bleibt:
Notieren Sie sich wichtige Dinge und Ansprechpartner in einem übersichtlichen System, auf das Sie jederzeit Zugriff haben, z.B. direkt in Ihrem Smartphone. Fragen Sie nach Organigrammen oder erstellen Sie sich selbst eins anhand der Personen, mit denen Sie gesprochen haben. Notieren Sie zu jeder Person ihre Rolle und finden Sie heraus, inwieweit Ihre Position dieser Person Nutzen bringt.
5. Seien Sie motiviert:
Erwecken Sie bei Ihrem Vorgesetzten und Ihren Kollegen vom ersten Tag den Eindruck, daß Sie schnell effektiv mitarbeiten wollen und gut organisiert sind. Gehen Sie mit dem Team zum Mittagessen oder mal einen Kaffeetrinken, auch in lockerer Runde erhalten Sie wertvolle Informationen und das Team lernt sich besser kennen. Beteiligen Sie sich nicht gleich am Abteilungsgejammer und lassen Sie sich nicht von demotivierten Kollegen anstecken. Bleiben Sie statt dessen neutral und hören Sie sich das Geläster oder Gejammer der anderen an, ohne es zu kommentieren. Geraten Sie auch nicht in Versuchung, über Ihren alten Job oder Ihren bisherigen Arbeitgeber herzuziehen, nur um etwas zum Thema beitragen zu können. Bleiben Sie in Ihrer Haltung und Kommunikation lieber positiv und begeisterungsfähig. Ansonsten ist der Spass im neuen Job schnell dahin.
6. Zeigen Sie, wer Sie sind:
Nach und nach können Sie auch von Ihrem Privatleben, Ihrer Familie oder Ihren Hobbies erzählen und erfahren umgekehrt auch Wissenswertes über die Kollegen. Seien Sie aber nicht zu redselig und „outen“ Sie sich nicht zu Dingen, die Ihnen vielleicht mitteilungsbedürftig erscheinen, die andere aber evtl. in den falschen Hals kriegen könnten. Sprechen Sie lieber ganz selbstverständlich über die Aspekte Ihres Lebens, die Sie für erwähnenswert halten. Bauen Sie Schritt für Schritt ein konsistentes Bild Ihrer Persönlichkeit auf, das die Kollegen auch nachvollziehen können, weil es zu Ihnen und Ihrem Verhalten passt.
7. Fokussieren Sie sich:
Nun da Sie Ihre ersten Kontakte geknüpft haben, nutzen Sie die Gelegenheit, diese auch für Ihre fachliche Rolle zu nutzen. Konzentrieren Sie sich zunächst auf Ihre internen Aufgaben bevor Sie sich auch in anderen Arbeitsgruppen einbringen, behalten Sie aber von Anfang an Weitblick und schauen Sie über den Tellerrand hinaus auch in andere Fachgebiete, die Ihre Arbeit als Entwickler beeinflussen.
8. Machen Sie sich einen Plan:
Sollte für Sie kein strukturierter Einarbeitungsplan definiert worden sein, machen Sie sich Ihren eigenen Plan. Fragen Sie nach Trainings oder Fachbüchern, die Sie parallel zum „Training on the Job“ studieren können. Machen Sie Termine mit Abteilungsleitern und Teamleitern anderer Abteilungen aus, mit denen Sie eng zusammen arbeiten und finden Sie deren Prioritäten heraus.
9. Übernehmen Sie Verantwortung:
Bestehen Sie von Anfang an auf klar definierte Aufgaben, für die Sie verantwortlich sind. Trauen Sie sich etwas zu, aber überfordern Sie sich nicht und schießen Sie nicht mit falschem Übereifer über das Ziel hinaus. Bitten Sie Kollegen oder Ihren Vorgesetzten, für Rückfragen zur Verfügung zu stehen, falls man Ihnen dies nicht ohne explizit anbietet. Nutzen Sie die erste Zeit effektiv, um Zusammenhänge zu erkennen und trauen Sie sich auch Fragen zu stellen, wenn Ihnen Problemstellungen oder Aufgaben nicht klar sind.
10. Seien Sie fehlertolerant:
Fragen Sie Kollegen und auch Ihren Vorgesetzten regelmäßig nach Feedback, damit Sie wissen, wo Sie stehen und woran Sie noch arbeiten müssen. Gestehen Sie sich zu Beginn auch Fehler ein und setzen Sie Ihre Frustrationstoleranz etwas nach oben, wenn Sie nicht sofort alles perfekt erledigen oder über Erfolge berichten können.
Wenn Sie die oben genannten Tipps beherzigen, werden Sie sich voraussichtlich schnell in Ihrem neuen Job zurechtfinden und bauen damit auf einer erfolgsversprechenden Karriere auf. Lassen Sie sich gerade in der Anfangsphase nicht in Panik versetzen. Denken Sie daran, zu Beginn erscheint alles oft komplizierter als es eigentlich ist. Man agiert noch unsicher und das versetzt einen in Stress. Aber machen Sie sich bewusst, dass diese Art von Stress damit zu tun hat, daß Sie jeden Tag neue Dinge dazu lernen müssen. Das macht Ihren Job doch erst so richtig spannend. Nach einiger Zeit, wenn sich dann die erste Routine einstellt, werden Sie an der einen oder anderen Stelle auch schon erste Langeweile verspüren und „hungrig“ nach neuen Herausforderungen sein. Erleben Sie die kleinen und großen Tücken des beruflichen Neuanfangs also als etwas Positives, das Ihren Geist fordert und Sie voran treibt.